IN SEASON: ROSENKOHL
Fotos: Nikolai Buroh
Rezept: Juliane Thies
Text: Leonie Kantratowicz
Klotzen statt kleckern. Kann man machen, ist manchmal aber Unfug. Groß ist schließlich nicht auch gleich gut. Donald Trumps Krawatte zum Beispiel. Riesig. Latent beknackt. Everyone agrees. Nein, nein, die kleinen Dinge, die sind super. Nehmen wir nur mal Teacup-Schweinchen. Diamanten. Oder Pralinen. Forest Gumps Philosophie des Lebens hätte mit einer Palette Backsteine wahrscheinlich weit weniger überzeugt.
Also, die kleinen Dinge. Sprechen wir über Rosenkohl. Das ist Kohl im Mini-Format, der bei den meisten urzeitliche Fluchtinstinkte weckt und andere in längst überwundene, infantile Verhaltensmuster zurückfallen lässt. Die schalten dann gern auf sture, abwehrende Bockwurst.
Das macht betroffen.
Rosenkohl, das wohl unverstandenste Gewächs im Gemüsefach. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, hat das grüne Kugel-Köhlchen einen besonderen Platz in meinem Bauch. Off-topic: Der bleibt dank mickrigen 36 Kalorien pro 100g flach. Das könnte mal wichtig werden, ist schließlich schon März – und für Rosenkohl damit auch schon der Endspurt, denn Erntezeit ist lediglich von September bis maximal Anfang April.
Darum jetzt nicht lang schnacken, sondern lieber den Poschi in die Küche bewegen, da spielt die Musik und glaubt mir – ihr würdet es bereuen, wenn ihr diese Jam-Session verpasst. Das Gemüse ist so wandelbar, vermutlich war es zu Lebzeiten David Bowies Spirit Vegetable.
… Okay. Vielleicht etwas too much. Sorry David.
Und trotzdem: Rosenkohl ist großartig. Ob blanchiert, gebraten, gedünstet oder roh, als Beilage oder Hauptdarsteller, schlicht mit Salz und Pfeffer oder ausgefallener in Kombination mit Orange, Zitronengras, Garam Masala – es gibt eigentlich wenig, das es nicht gibt und wenn doch, kommt das auch noch.
Wir fanden frische Zitrusnoten diesmal ziemlich catchy. Wo sich jetzt ab und zu die Sonne herausbequemt, ist so ein Salat dann auch ‘ne feine Sache. Kleiner Aufwand, großes Kino.
Gebackener Rosenkohl in süß-saurem Salat aus bunten Linsen
Zubereitung:
Rosenkohl putzen und halbieren. Zwei Minuten in Salzwasser blanchieren.
In ein Sieb geben, mit kaltem Wasser abschrecken und trocken tupfen.
Die roten Zwiebeln pellen und, je nach Größe, vierteln oder achteln. Ofen auf 220°C vorheizen.
Rosenkohl und Zwiebeln mit 4 EL Öl, 1/2 TL Salz und etwas schwarzem gemahlenem Pfeffer vermengen.
Auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben und 10-15 Minuten backen, bis er gebräunt ist aber noch Biss hat.
Währenddessen die drei Sorten Linsen separat gründlich mit kaltem Wasser abspülen. Jeweils mit 100ml Wasser und einem Lorbeerblatt in einen Topf geben und zwischen 10 Minuten (rote Linsen) bis 20 Minuten (Beluga-Linsen) köcheln lassen. Erst kurz vor Gar-Ende mit je 1/2 TL Salz würzen.
Nach dem Kochen in ein Sieb giessen und gut abtropfen lassen.
Den Granatapfel entkernen. Die Grapefruit schälen und filetieren. Die Filets in kleinere Stücke reissen. Den übrigen Fruchtsaft für das Dressing aufbewahren.
Minze und Koriander unter kaltem Wasser spülen. Trocknen.
Minze-Blätter in feine Streifen schneiden.
Koriander-Grün von den Stängeln zupfen und die Stängel sehr fein hacken.
Zutaten: (für 4 Personen):
600g Rosenkohl
200g rote Zwiebeln
75g rote Linsen
75g Berglinsen
75g Beluga-Linsen
100g Mirabellen-Konfitüre, passiert
1 Limette, Saft und Schale
2 TL mittelscharfer Senf
4 EL heller Balsamico-Essig
8 EL mildes Sonnenblumenöl
1/2 Granatapfel
1 Grapefruit
1/2 Bund frischer Koriander
1/2 Bund frische Minze
1/2 rote Chili-Schote
Salz, Pfeffer, 3 Lorbeerblätter