DIE LOCKDOWN-GOURMETS I – VID FICTION EDITION UND DAS OTTO‘S BURGER-KITE PART II
Fotos: Denise Ster
Food: Otto's Burger
Text: Leonie Kantratowicz
Neulich hab ich mal wieder Pulp Fiction geguckt. Ihr wisst schon, der Tarantino-Streifen mit John Travolta und Samuel L. Jackson, Uma Thurman, Bruce Willis… Also ich werde an dieser Stelle definitiv nicht erklären, was Pulp Fiction ist – Covid hat mich mürbe gemacht und zur Erfüllung dieses Bildungsauftrags ist mein Energie-Level aktuell definitiv zu low. Pulp Fiction gucken ist ähnlich wie duschen: Muss man gemacht haben. Ein Klassiker, um mal wieder in den guten alten Zeiten, vor The Vid und High School Musical, zu schwelgen, als zu zweit im Auto ohne Maske fahren noch ok und wilde Nächte auf den Tanzflächen der 90er Jahre kein Thema waren.
Vielleicht sind mir bei besagtem Happening die Reste meines verbliebenden Ikea-Glühweins in den Kopf gestiegen, aber ich habe mich beim Gucken des Films gefragt: Was wäre, wenn Jules und Vincent vom Ordnungsamt wären, statt als Auftragskiller durch die Wallemukken zu juckeln? Da eröffnen sich einem völlig neue Dimensionen. Zum Beispiel die berühmte Burger-Szene (an dieser Stelle an alle mit Bildungslücke: Sorry, ihr Noobs.) Die könnte ungefähr so ablaufen:
Jules und Vincent vom Ordnungsamt fahren in ihrem Auto vom Ordnungsamt mit geöffneten Fenstern durch die Hamburger-Wallemukken, nachdem sie den Anruf eines besorgten Bürgers wegen eines möglichen Regel-Verstoßes erhalten haben. Da muss jetzt mal ordentlich auf den Tisch gehauen werden, das ist schonmal klar, doch gerade gab es wieder neue Corona-Beschlüsse, Jens Spahn hat viel gesagt und Jules ist grundlegend verwirrt.
Jules: Okay, los, erzähl mir nochmal von den Regelungen.
Vincent: Ey Mann, es ist dein Job das im Kopf zu haben, aber alles klar, was willst du wissen?
Jules: Also jetzt mit den neuen Maßnahmen wegen The Vid – Zusammen abhängen und was essen ist legal, ja?
Vincent: Jaaa, es ist schon legal, aber nicht hundertprozentig legal. Du kannst unmöglich mit all deinen Pimps in ein Restaurant gehen, dir am Platz was von der Karte aussuchen und drauflos spachteln. Ich meine, die wollen, dass du allein zuhause oder nur geliefertes Essen isst.
Jules: Und das geht dann fit?
Vincent: Ja, das funktioniert ungefähr so: Es ist legal den Stoff online oder per Telefon beim Restaurant zu bestellen, es ist legal ihn zu besitzen. Und wenn du der/die Besitzer*in eines Restaurants bist, ist der Verkauf legal. Es ist legal das Zeug in der Öffentlichkeit mit Angehörigen des eigenen Haushalts und einer weiteren Person bei sich zu haben, aber das ist eigentlich unwichtig, denn – zieh dir das rein, okay? Wenn du bei Otto‘s Burger in Hamburg ein Burger-Kit bestellst, kannst du dir deinen eigenen Otto‘s Burger zuhause bauen. Du kannst ihn einfach zuhause bauen! Mit den Original Otto‘s Saucen und Patties und Fries, Beschäftigungstherapie und Einhalten der Maßnahmen inklusive.
Jules: Oh Mann, das muss ich ausprobieren! Das ist doch ganz klar! Was mach ich noch hier, wo ist das Smartphone?
Vincent: Ich weiß, Baby, du wirst tierisch drauf stehen! Aber weißt du, was das abgefahrenste an Otto‘s Burgern ist?
Jules: Was?
Vincent: Das sind die kleinen Unterschiede. Ich meine, die haben den gleichen Scheiß, der woanders so auf der Karte steht, aber da… läufts ne Spur anders.
Jules: Zum Beispiel?
Vincent: Zum Beispiel, wenn du bei Otto‘s bestellen würdest, könntest du dir Chipotle Cheese Fries und Poutine ordern. Ich meine nicht so billige weiße Tiefkühl-Sticks von McCain, ich rede von mit Käse überbackenen Fritten mit Cheese-Curds in Bratensauce…! Und weißt du, wie die einen Quarter Pounder mit Käse bei Otto‘s nennen?
Jules: Die nennen den nicht Quarter Pounder mit Käse?
Vincent: Nein, Mann, das ist Deutschland, nicht Amerika, die haben das metrische System und einen von Anfang an funktionierenden Corona-Plan. Die wissen gar nicht, was ein Viertelpfünder ist.
Jules: Wie nennen die ihn?
Vincent: Die nennen ihn Mr.T.
Jules: Mr.T?
Vincent: So ist es.
Jules: Wie nennen die einen BigMac?
Vincent: BigMac ist BigMac, den gibt‘s nur bei McDonald‘s. Aber die haben ‘nen Magic Mushroom-Burger, der ist vegetarisch.
Jules: Magic Mushroom, ha-ha ha! NICE! Wie nennen die einen Whopper?
Vincent: Alter, nochmal: Das ist Otto‘s und nicht Systemgastronomie! Da steckt noch Gefühl im Patty. Ich meine, weißt du, was die da anstatt Ketchup auf die Waffle Fries tun?
Jules: Was?
Vincent: Trüffel-Mayo.
Jules: Omg, ist das lit!
Vincent: Ja, ha-ha. Hab ich selbst gesehen, Mann. Die veredeln die mit der Tunke.
Jules: Knorke. Okay, wir sind da.
Jules und Vincent vom Ordnungsamt haben ihren Einsatzort erreicht und schreiten zur Tat, um für Recht und Einhaltung zu sorgen. Sie setzen ihren FFP2-Mund-Nasenschutz nicht auf, denn das brauchen sie nicht: Schon während der Fahrt haben sie sich ordnungsgemäß an die Vorschriften gehalten und ihre Masken getragen, denn sie sind schließlich Vincent und Jules vom Ordnungsamt. An der ihnen genannten Adresse wird ihnen von einem hippen Schanzen-Hipster ohne Maske die Wohnungstür geöffnet und die beiden betreten ungefragt die Räumlichkeiten, in denen gerade eine dicke Corona-Party mit definitiv mehr als zwei Haushalten geschmissen wird. Und das geht ja mal gar nicht.
Jules: Hey Kids, wie gehts euch Jungs denn so? Hey, ganz cool bleiben. Ihr wisst, wer wir sind. Wir sind die Jungs vom Ordnungsamt. Ihr erinnert euch doch an die Corona-Regeln, nicht wahr? Jetzt lasst mich mal ganz wild raten. Ähm