Vegan Backen III – CREAMCHEESETARTE MIT BLAUBEEREN UND ZITRONE
Fotos: Karla Gottschow
Rezept: Julia Luck
Text: Leonie Kantratowicz
Ich kann backen. Ich kann es wirklich. Menschen mögen, was ich ihnen auf den Tisch stelle. Ich bin die Person, die an Geburtstagen mit dem selbstgebackenen Kuchen um die Ecke kommt und die Foodie-Herzen höher schlagen lässt. Natürlich weil ich so nett und liebenswürdig bin und anderen mit selfmade Kuchen eine Freude machen möchte und nicht, weil ich schon wieder vergessen habe, mir rechtzeitig über ein Geschenk Gedanken zu machen. Aber wer freut sich auch nicht über Kuchen…?
Dass der Weg zum Endprodukt an manchen Tagen von so viel Chaos übersäht ist, dass selbst die vier apokalyptischen Reiter auf den Hufen umdrehen und das Jüngste Gericht vertagen lassen, muss dabei ja niemand wissen. Vielleicht sollte ich ehrlicherweise sagen – ich kann backen. Aber das heißt nicht, dass ich auch immer genau weiß, was ich tue. Meistens passiert auch etwas Dummes. Handrührgeräte fallen um, schalten dabei von selbst den Turbo ein und spritzen orgienhaft Schokoladenteig über Interieur und frisch-gestrichene Alpina-Wände. Dass sie zuvor gedankenverloren an der Kante abgestellt wurden und sich artig den geltenden Gesetzen der Physik gebeugt haben, lassen wir an dieser Stelle einmal außen vor. Ich kann schließlich auch nichts dafür, wenn der Paketbote unbedingt seinen Job machen und ausgerechnet dann Sturm-klingen muss, wenn ich mitten in den Vorbereitungen stecke auch in diesem Sommer nicht bei Victoria Secret mitlaufen zu können. Wobei sich dabei die Frage stellt, ob das ohnehin jemals wirklich im Raum stand. Auch über das Mal, als ich lediglich ein Blech Brownies backen wollte und mich an irgendeinem Punkt mit bis zur Kopfhaut vollkommen in den Haaren verdrehten und verknoteten eingeteigten Mixstäben (Gerät inklusive) wiedergefunden habe, möchte ich nur ungern sprechen. Das Trauma sitzt noch immer tief. Lasst mich nur so viel sagen: Ja, ich habe noch immer volles Haar und nein, ich habe mich nicht selbst skalpiert. Ins Krankenhaus musste ich auch nicht. Es sah einfach nur sehr beknackt aus und geschämt habe ich mich auch. Aber Kinder, tragt um Himmels Willen ein Haargummi, wenn ihr euch über die Teigschüssel beugt, um eine Prise Kuchenduft zu schnüffeln. Und schaltet den Mixer aus – und stellt ihn weit weit weg.
Da ich es mir scheinbar ungewollt zur Aufgabe gemacht habe, all die dummen Dinge zu tun, damit ihr sie nicht machen müsst und stattdessen von meiner Lebenserfahrung lernen könnt, hier noch ein letzter Tipp aus Leonies Katastrophen-Küche: Angerührtes, überschüssiges Agar-Agar durch den Abguss zu entsorgen ist eine äußerst dumme Idee. Ich meine, wer kann schon ahnen, dass sich eine stark gelierende, bei Auskühlen erhärtende Substanz schlecht im Abflussrohr der Spüle macht…? Richtig. Darum sage ich es nochmal.
Wer jetzt das Rezept aufmerksam gelesen hat, wird feststellen: Na sowas, da kommt ja Agar-Agar rein – und nach meinen Ausführungen vielleicht ein bisschen Muffensausen bekommen. Ist aber gar nicht nötig, ihr wisst ja jetzt schließlich, wie ihr es eben nicht machen solltet und unter uns – hätte ich damals Julias großartige Rezeptanweisungen gehabt, wäre der ganze Schlamassel vermutlich nie passiert. Ihr könnt also den Entstopfungs-Pömpel getrost wieder in den Schrank stellen und euch stattdessen das hier auf der imaginären Zunge zergehen lassen:
Creamcheesetarte mit Blaubeeren und Zitronen. Da tanzt bei jeder einzelnen Silbe gleich der ganze Gaumen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber meine Gedanken gehen bei diesen Worten direkt auf Wanderschaft durch warme Sommer und leichte Tage und die Seele beginnt entspannt mit den Füßchen zu baumeln. Cheesecake ist ein kleines Stück vom Glück in Kuchenform. Da lässt sich das Chaos in der Küche recht schnell verzeihen und vergessen. Es sei denn es brennt. Da sollte man einschreiten. Alles andere kann warten, auch die Rührstäbe in der Haarpracht.
Nicht, dass ich von mir auf andere schließen möchte, aber: Um über das fehlende Geschenk bei der nächsten Geburtstagssause hinwegzutäuschen, taugt dieser Kuchen-Kollege allemal. In bester Camouflage-Manier werdet ihr Geschenklos ganz easy abtauchen können. Denn seien wir ehrlich:
Wer freut sich nicht über Kuchen…? :)
Creamcheesetarte mit Blaubeeren und Zitrone:
24er Springform, ca. 10 Stk.:
100 g vegane Margarine
50 g feine Haferflocken
150 g vegane Hafercookies
1/2 Tl Zimt
1 Prise Salz
100 g vegane weiße Schokolade
2 g Agar-Agar
300 g Seidentofu
450 g Frischecreme auf Mandelbasis (Alnatura) oder Simply V Streichgenuss
2 Bio-Zitronen
2 Pck. Vanillezucker
2 El Puderzucker
500 g frische Blaubeeren
150 ml Fruchtsmoothie mit Beeren
Zubereitung:
Margarine schmelzen. Kekse grob zerbröseln, mit Haferflocken, Zimt, Salz und geschmolzener Margarine in einer Rührschüssel mit dem Pürierstab zu einer krümeligen Masse verarbeiten. Auf dem Boden der mit Backpapier belegten Springform verteilen, gut fest drücken und kalt stellen.
Für die Creme die Schokolade hacken und vorsichtig über einem warmen Wasserbad schmelzen. Seidentofu pürieren, mit der Frischecreme, Saft und Schalenabrieb von 1 Zitrone, Vanillezucker und Puderzucker glatt verrühren.
Agar-Agar nach Packungsanleitung mit etwas Wasser anrühren, aufkochen und kurz abkühlen lassen. Dann 2-3 El von der Frischkäsemasse unterrühren, danach die aufgelöste Schokolade und dann diese Mischung zügig unter die restliche Creme rühren (geliert schnell!)
Die Creme auf dem Tortenboden verstreichen, mit Blaubeeren belegen und mind. 2 Stunden (besser über Nacht) kalt stellen.
Zum Servieren die Torte aus dem Ring lösen und auf eine Platte geben. Von der übrigen Zitrone die Schale in Zesten abreißen. Den Smoothie streifig über die Blaubeeren gießen und mit den Zitronenzesten garnieren.