WANDERLUST – Südtirol Part II
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My parents divorced very early on. During the holidays, my brother and I often visited my aunt and uncle Hildegard and Josef Karl in Munich, probably because my aunt wanted to relieve her sister of us boys. At least she had, as seen from a child’s point of view, a huge villa with a pool. In the afternoon they would drink Campari on Ice and very elegantly smoke cigarettes with those extra filters.
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Meine Eltern haben sich sehr früh scheiden lassen. Da waren mein Bruder und ich häufiger in den großen Ferien bei meiner Tante Hildegard Karl und meinem Onkel Josef Karl in Pullach bei München, weil sie ihre Schwester wohl etwas entlasten wollte mit uns beiden Buben. Wenigstens hatten sie eine, aus unserer Kindersicht gesehen, fette Villa mit Pool und tranken nachmittags immer Campari auf Eis und rauchten dazu mit so nem extra Filter sehr vornehm Zigaretten.
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But the best thing about the holidays was their German Shepard cross Tasso, who my brother and I were allowed to walk. That’s how we always came to visit my uncle’s mother. She was one of those genuine, simple Bavarian grannies, straight from a picture book. She wore wrinkly, black stockings and a black dress, always covered with some kind of an embroidered apron, her hair pinned in a bun, and she had a huge nose. Almost the same as the grandmother from Little Red Riding Hood.
The reason why we always stopped by had to do with her unrivalled, fluffy Kaiserschmarrn, which she offered to us kids from Hamburg in a most unintelligible Bavarian accent.
And now sitting here on the Seiser Alm in the Gostner Schwaige, I compare my 40-year-old food memories from my childhood with the contents of a pan that sits on the table in front of me. I contemplate that certain dishes should taste like those from your childhood, while Franz Mulser sprinkles flower petals over my Kaiserschmarrn!
I mean, it sure is pretty! Especially with the cast-iron pan and the wooden plank underneath. I’m rather susceptible when it comes to appearances, but meadow flower petals on my Kaiserschmarrn?
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Doch das Tollste an den Ferien war deren Schäferhund-Mischling Tasso, den mein Bruder und ich ausführen durften. Dabei kamen wir immer bei der Mutter von meinem Onkel vorbei. Sie war noch so eine richtige, einfache, bayrische Oma, wie aus dem Bilderbuch: schwarze faltige Seidenstrümpfe zum schwarzen Kleid, darüber immer irgendeine Schürze mit Stickmustern, zum Dutt hoch gesteckte Haare und eine riesige Nase. Fast so wie bei der Großmutter aus „Rotkäppchen“.
Doch der Grund, warum wir jedesmal auf unserer Runde einkehrten, war ihr unübertroffen fluffiger Kaiserschmarrn, den sie uns mit, für hamburger Kinder, unverständlichen bayrischem Dialekt anbot.
Und nun sitz ich hier auf der Seiser Alm in der Gostner Schwaige und vergleiche meine über 40 Jahre alten Gaumenerlebnisse aus der Kindheit mit dem Inhalt der Pfanne, die hier vor mir auf dem Tisch steht. Ich finde gewisse Gerichte sollten so schmecken wie aus der Kindheit und nun streut dieser Franz Mulser Blütenblätter über meinen Kaiserschmarrn! Ich meine, schön siehts aus! Und besonders in der gusseisernen Pfanne mit dem Holzbrettchen darunter. Für Optik bin ich ja eigentlich empfänglich, aber Wiesenblütenblätter auf meinem Kaiserschmarrn?
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Franz seems to be cut from the same cloth as my granny when it comes to appearances. His red checkered shirt, Tyrol felt hat, lederhosen with his natural-coloured woollen socks pulled up to his knees and worn brogues on his feet rounds off my impression of this “South Tyrolean fossil”. His blue apron sporting a daisy above the words “Gostner Schwaige” already speaks for itself. But ultimately his good-natured smile and worn hands make him an authentic character who fits well into this regional kitchen 1900 metres above sea level.
He gathers the flower petals every morning from a patch near his home. His eight cows, which stand next door in the lush meadow, provide the milk. As I bite into my caramelised Kaiserschmarrn and taste the sour apricots which counterbalance the sweetness of the batter, the mild caramel lingering on my tongue, I suddenly think, “This Franz Mulser is almost as bloody good as my granny, even if he had done away with this flower stuff…”
The media proclaims he makes the best Kaiserschmarrn in all of South Tyrol, and I have to agree, just because of that I’ll be back!
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Dabei könnte Franz mit meiner Oma dem Aussehen nach durchaus mithalten. Sein rotkariertes Hemd, der tiroler Filzhut, die Lederhose mit den bis zu den Knien hochgezogenen, naturfarbenen Wollstrümpfen, welche aus den ausgetretenen Haferlschuhen rausschauen, runden meinen Eindruck vom „Südtiroler Urgewächs“ ab. Seine blaue Schürze mit dem Gänseblümchen über dem Schriftzug „Gostner Schwaige“ spricht schon Bände. Doch erst durch sein Frohnatur-Lächeln und die ausgearbeiteten Hände, wird er zur glaubhaften Figur einer mit der hier oben auf 1900 Metern über dem Meeresspiegel Region verbandelten Küche.
Die Blütenblätter sammelt er jeden Morgen selber aus heimischem Anbau. Seine acht Kühe, die nebenan auf der saftigen Wiese stehen, geben die Milch dazu. Als ich dann in meinen karamellisierten Kaiserschmarrn reinbeiße und die Säure der Aprikosen ein gutes Gegengewicht zu der Süße des Teiges bildet, der milde Karamellgeschmack noch auf der Zunge verbleibt, da denke ich spontan: „Kommt verdammt nah ran an meine Oma dieser Franz Mulser, auch wenn er sich dieses Blattzeugs hätte schenken können…“
Die Medien schreiben er mache den besten Kaiserschmarrn in ganz Südtirol und ich muss zugeben, allein dafür kann man schon mal wiederkommen!
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Classic Kaiserschmarrn
(2 servings)
6 tbsp flour
6 eggs
2 pinches salt
2 pinches vanilla sugar
1 tbsp sugar
250 ml milk
200 2 cl rum
1 heaped tbsp clarified butter
some icing sugar
(Recipes developed by Christoph Steinhauser)
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Klassischer Kaiserschmarrn
(für 2 Personen)
6 EL Mehl
6 Eier
2 Prisen Salz
2 Prisen Vanillezucker
1 El Zucker
250 ml Milch
2 cl Rum
1 gehäufter El Butterschmalz
etwas Puderzucker
(Rezepte entwickelt von Christoph Steinhauser)
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Directions:
Place the flour into a bowl. Then add salt and milk and mix together until smooth. Add vanilla sugar, sugar and eggs to the mixture and carefully blend. Add rum to taste.
Now heat a pan and melt the clarified butter. Then add the batter. Important: As soon as the batter is in the pan, cover the pan with a lid. Fry on both sides for 2-3 minutes until golden and slightly raised.
Next, use a fork to pluck apart the Kaiserschmarrn and sprinkle some sugar overtop. Wait until the sugar dissolves and begins to caramelise. Lastly, dust the Kaiserschmarrn with icing sugar and serve.
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Zubereitung:
Mehl in eine Schüssel geben. Danach Salz und Milch hinzufügen und umrühren, bis eine glatte Masse entsteht. Anschließend Vanillezucker, Zucker und Eier zu der Masse geben und vorsichtig verrühren. Mit etwas Rum abschmecken. Jetzt eine Pfanne erhitzen und den Butterschmalz darin schmelzen, danach den Teig zugeben. Wichtig: Sobald der Kaiserschmarrn in der Pfanne ist, die Pfanne mit einem Deckel verschließen. Auf beiden Seiten etwa 2-3min braten, bis er eine goldgelbe Farbe bekommt und leicht aufgeht. Als nächstes mit einer Gabel den Kaiserschmarrn auseinander zupfen und etwas Zucker darüberstreuen. Warten, bis sich der Zucker auflöst und zu karamellisieren beginnt.
Zum Schluss noch denn Kaiserschmarrn mit Puderzucker einpudern und servieren.
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