Mexiko! Part 3 Tikin Xic, Pastel de tres leches und The Rock als Lucha Libre
Fotos: Chiara Cigliutti
Rezepte & Food: Pio
Text: Leonie Kantratowicz
Mein Chef hat das Hintergrundbild am Rechner vorne am Empfang geändert. Bis vor Kurzem sprengte Dwayne Johnsons üppige Brustmuskulatur die massive Icon-Wand und man konnte die Ordner auf dem Desktop zwischen seinem Eight-Pack suchen. Jetzt ploppt da nach der Passworteingabe ein Hafen mit blauem Wasser und weißen Segelbooten im Sonnenschein auf. Das ist auch nett, ich persönlich würde mir allerdings lieber Dwaynes halbnackten Astralkörper angucken. Ein bisschen kann ich es ja nachvollziehen – würde mich am Rechner jedes Mal Charlize Theron im knappen Fummel konfrontieren, wenn ich nur mal eben Mails checken will, hätte ich auch den ganzen Tag Komplexe (darum vermute ich, dass es mein Chef war, der Dwayne gekündigt hat).
Der war übrigens bis vor gar nicht allzu langer Zeit noch Profi-Wrestler. Also Dwayne, nicht mein Chef. So richtig verstanden habe ich diesen Sport allerdings noch nie. Das mag an den engen Höschen und den zu heiß gewaschenen Tanktops liegen. Mir fallen da direkt weiße Tennissocken und Sandalen ein – manche Dinge tut man einfach nicht. Vom Dresscode einmal abgesehen, habe ich nie so recht den Einstieg in die Storyline gefunden. Für Machtspielchen, Intrigen, Verrat und Wer-mit-wem bleibe ich bei Gossip Girl – ein ähnlich seltsamer Plot, aber knappe Kleidung lässt mich weniger verstört auf dem Sofa zurück. Spätestens seit mein siebenjähriges Ich einen ausgeprägten Crush auf Spiderman hatte, weiß ich, dass Masken nahezu alles besser machen. Was bei Schauspielern mit Bubi-Face (no offense, Tobey) funktioniert, klappt auch bei theatralisch kämpfenden Männern in Presswurst-Pants, die mit Maske plötzlich wirken wie Low-Budget-Avengers im Kampf gegen die Spaceballs. In der Welt des Wrestlings bleibt dann also wohl nur das mexikanische Lucha Libre. Und während maskierte Männer und Frauen im Ring um ihre Maske, Ehre und den Titel kämpfen und Spucke und Zähne zwischen Gejohle und Mittelfingern durchs Publikum fliegen, schiebt man sich zwischen den Zuschauer-Rängen genauso leidenschaftlich Hot Dogs und tostilocos durch die Luke.
Bis auf letzteres klingt das wenig nach mexikanischer Kulinarik – aber wir sind schließlich auch beim Wrestling und nicht auf dem Gourmet-Basar. Die geballte Ladung mexikanischer Küche, welche sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde, suchen sich Foodies außerhalb der Arena. Für Chili con Carne und Co. bitte auch einmal über die Grenze der Vereinigten Staaten wechseln. Was nach Mexiko aussieht und klingt, ist in Wahrheit ein false friend mit dem Namen Tex-Mex-Küche, sprich das, was US-Bürger unter mexikanischer Küche verstehen und vor allem in den südlichen Staaten auf den Tellern zu finden ist. Darum ziehen wir hier mal lieber eine gedankliche Grenzmauer.
Geprägt von den indigenen Traditionen antiker Maya-Kultur und den Einflüssen der spanischen Eroberer ist die die Küche Mexikos eine fiesta für die Sinne. Viel frisches Gemüse, Obst, Mais, Hülsenfrüchte, aber auch Fisch und Fleisch oder nopales, die Blätter des Feigenkaktus – mexikanisches Essen ist ein Jarabe Tapatio-tanzender knallbunter Papagei auf ordentlich Stoff, dafür sorgen die über 90 verschiedenen Chili-Sorten, die das Land der Azteken ihre homebase nennen. Da raucht manchem Europäer vermutlich der Verdauungstrakt ab, aber man wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben. Schließlich besagt ein mexikanisches Sprichwort: „Comida sin Chile es como amor sin besos“ – Essen ohne Chili ist wie Liebe ohne Küsse, und das wäre ja auch irgendwie beknackt.
Aber einem Land, aus dem Kakao und Guacamole kommen, kann ich ohnehin so ziemlich alles verzeihen, auch den Nachbrenn-Effekt bei… – naja, gut.
Mexiko also. Tolles Land, großartige Küche und das Wrestling mit dem definitiv höheren Coolness-Faktor. Mehr will man doch eigentlich nicht. Ich möchte jetzt vor allem ein bisschen siesta und die nehme ich mir auch, zusammen mit einer geschlachteten Avocado und Dwayne Johnson im Fernseher – nach seiner Kündigung im Studio bekam er bei mir nämlich eine Festanstellung.
Tikin Xic (Juwelenbarschfilet mit Achiote Paste, Tomate, Zwiebeln und Limetten im Bananenblatt gegrillt)
ZUTATEN
1 Orange, unbehandelt
50 g Achiote Paste (Fachhandel oder Internet)
40 ml Apfelessig
1 EL Oregano, getrocknet
4 Filets vom Juwelenbarsch à 200 g, ersatzweise anderes Fischfilet nach eigener Wahl
Salz
Schwarzer Pfeffer, frisch gemahlen
200 g Flaschentomaten, in Scheiben
100 g Zwiebeln, in dünne Scheiben
1 Limette, unbehandelt, in dünne Scheiben
60 g Butter
1 Bananenblatt
Beilage:
gebackene Kochbananen, nach Wunsch
ZUBEREITUNG
Orange heiß waschen, dann trocknen: Schale fein reiben und Saft auspressen. Beides mit Achiote Paste, Essig sowie Oregano vermengen. Fischfilets salzen sowie pfeffern und für eine Stunde in die Marinade legen.
Später aus der Marinade nehmen und mit jeweils einem Viertel der Tomaten-, Zwiebel- und Limettenscheiben sowie etwas Butter in einem Stück Bananenblatt einpacken, dabei mit Zahnstochern fixieren.
Auf dem Grill oder in einer Grillpfanne jeweils 3-4 Minuten pro Seite garen, dann zusammen mit gebackenen Bananen servieren.
Pastel de tres leches (Milchkuchen) mit Rum-Milch-Dreierlei getränkt, mit Sahne bestrichen und mit Früchten garniert
Wird in rechteckiger Form (30x20 cm) gebacken
ZUTATEN
Teig:
300 g Weizenmehl, Typ 550
2 TL Backpulver
1 Vanilleschote
125 g weiche Butter
250 g feiner Zucker
2 Prisen Salz
6 Eier (M)
je 250 ml Kondensmilch, gesüßte Kondensmilch, Milch
20 ml brauner Rum
Topping:
500 g Sahne
200 g Flug-Mango, gewürfelt
3 Maracuja, halbiert und ausgelöffelt
ZUBEREITUNG
Backofen auf 175°C (165°C Umluft) vorheizen und eine rechteckige Backform (30x20 cm) mit Backpapier auslegen.
Mehl mit Backpulver vermengen. Vanilleschote längs halbieren und Mark auskratzen (Schote für ein anderes Gericht verwenden). Butter mit Zucker, Salz sowie Vanillemark schaumig schlagen, dann nach und nach Eier unterrühren. Anschließend Mehlmischung unterrühren
Teig in die Backform füllen, glatt streichen und 30 Minuten im Ofen auf der mittleren Schiene backen. Anschließend Kuchen herausnehmen und in der Backform abkühlen, dann auf der Oberfläche mit einem Holzstäbchen mehrfach tief einstechen. Milchsorten mit Rum vermengen: Kuchen nach und nach mit der Mischung tränken.
Kurz vor dem Servieren Sahne steif schlagen und auf dem Kuchen verstreichen. Mit Mango sowie Maracuja garnieren und in quadratische Stücke schneiden.